WUSSTEN SIE…

1 JUSTINE SIEGEMUNDIN
1636 – 1705

Frauen in der Wissenschaft

Wissenschaftlerinnen sind lange Zeit Ausnahmeerscheinungen, die über ungewöhnliche Zugänge ihren Weg an die Universitäten erkämpfen. Denn das allgemeine Frauenstudium wird erst 1908 im Deutschen Reich eingeführt. Engagierte Frauen setzen sich damit gegen Vorurteile der männlichen Politiker durch, dass Frauen dazu geistig nicht in der Lage seien. Die erste Studentin der Viadrina wurde erst nach ihrer Wiedereröffnung 1992 immatrikuliert. Nur 21,3% der Professuren in Deutschland sind aktuell mit Frauen besetzt (2013).

2 URSULA SELLSCHOPP
1915 – 1998

Frauenstraßen

In Frankfurt (Oder) gibt es nur vier Straßen, die nach Frankfurterinnen benannt sind, zwei davon erst seit 2012: die Dr.-Ursula-Sellschopp-Straße und die Dr.-Hedwig-Hahn Straße im Stadtteil West. Die dritte Frauenstraße ist die Sophienstraße, benannt nach Sophie Lienau. Die vierte ist “Am Hedwigsberg” nach Hedwig Trowitzsch.

3 HEDWIG HAHN
1891 – 1980

Frauen in der Medizin

Ab 1908 werden Frauen an preußischen Universitäten zum Medizinstudium zugelassen. Erst seit 1914 können sie eine Approbation als Ärztin erhalten. Noch heute sind Professorinnen in den medizinischen Fächern eine Minderheit, aktuell ist in Deutschland etwa jede zehnte Medizin-Professur mit einer Frau besetzt. Erst im Jahr 2000 wurde die erste Professorin für Frauen-Heilkunde in Deutschland berufen. Dabei sind etwa zwei Drittel aller Studienanfängerinnen in der Medizin Frauen.

4 ELSE NOACK
1913 – 2001

Frauen in der Politik

Nur eine von 10 Oberbürgermeister*innen in Deutschland ist eine Frau. In Frankfurt waren seit dem 20. Jh. 18 Männer und 2 Frauen in diesem Amt. Während der Frauenanteil im Brandenburger Landtag immerhin 43% (2014) beträgt, sind es im Bundestag 36,5% (2013). Auf kommunaler Ebene sind es noch weniger: Nur 31,9% (2014) der Frankfurter Stadtverordneten sind weiblich. Angela Merkel ist nach 8 männlichen Vorgängern seit 2005 erste Bundeskanzlerin, eine Bundespräsidentin gab es bisher nicht. Im polnischen Sejm sind 23% Frauen vertreten (2011).

5 MARIE GOSLICH
1859 – 1938

Frauen und Berufswahl

Für Frauen untypische Berufe widersprechen lange Zeit den traditionellen Rollenvorstellungen. Auch heute zeigen sich auf dem Arbeitsmarkt noch Unterschiede zischen schlechter bezahlten „weiblichen“ und besser bewerteten „männlichen“ Berufen. Frauen sind in Positionen, die mit mehr Einkommen oder Macht einhergehen, häufig noch unterrepräsentiert. Im alten Familienrecht der BRD galt das Leitbild der Hausfrauenehe, das von einer geschlechterspezifischen Arbeitsteilung ausging. Noch bis 1975 musste der Ehemann zustimmen, wenn die Ehefrau einen Arbeitsvertrag eingehen wollte.

6 HELENE HANNEMANN
1908 – 1990

Stolpersteine

Das Kunstprojekt Stolpersteine erinnert an Menschen, die während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Selbstmord getrieben wurden. Gedenktafeln auf kleinen Messingschildern werden vom Initiator Gunter Demnig an ehemaligen Wohnorten der Verfolgten in den Gehweg eingelassen. Vereine oder Personen übernehmen Patenschaften für die Steine. In Deutschland und in 17 anderen europäischen Ländern existieren mittlerweile rund 50.000 Steine. Einige davon auch in Frankfurt (Oder) und Słubice.

7 GRETA KUCKHOFF
1902 – 1981

Ehrenbürgerinnen von Frankfurt (Oder)

Im Jahr 2015 hat die Stadt 28 Ehrenbürger*innen, davon sind 2 Frauen: Greta Kuckhoff und Ursula Sellschopp.

8 ELFRIEDE SCHIRRMACHER
1894 – 1978

Frauen in Führungspositionen

In leitenden Funktionen sind Frauen in vielen Bereichen der Gesellschaft auch heute noch rar, das trifft neben hohen Positionen in Politik und Verwaltung insbesondere auch auf die Wirtschaft zu. So sind selbst im Jahr 2014 in den Aufsichtsräten der 160 börsennotierten Unternehmen nur 18,9 Prozent Frauen, in den Vorständen sind es gar nur 5,8 Prozent.

9 LUISE SARTORIUS
1900 – ?

Frauen in der kirche

In der evangelischen Kirche in Deutschland wurde in den 1950er und 1960er Jahren in den meisten Gliedkirchen die Frauenordination eingeführt, Pfarrerinnen und Pfarrer sind inzwischen formal gleichgestellt. In der katholischen Kirche tritt 1983 das neue kirchliche Gesetzbuch in Kraft und beseitigt viele rechtliche Diskriminierungen von Frauen. Einige wichtige Funktionen sind jedoch bis heute männliche Domänen geblieben wie etwa das Priestertum und der Diakonat.

10 ETA HARICH-SCHNEIDER
1897 – 1986

Frauen in der Musik

Im Laufe der Musikgeschichte tauchen Frauen häufiger als Interpretinnen, denn als Komponistinnen, Dirigentinnen oder in anderen Schlüsselpositionen auf. Bekannte Musikerinnen blieben lange eine Seltenheit, da der beschränkte Zugang von Frauen zu Bildung und bestimmten Berufsbildern und Positionen sich auch in der Musik auswirkte. Einige Komponistinnen veröffentlichten unter männlichem Pseudonym. Noch heute gibt es weitaus weniger Dirigentinnen als Dirigenten und nur vier von 76 deutschen Opernhäusern werden im Jahr 2015 von Frauen geleitet.

11 KRYSTYNA MOCZYDŁOWSKA
1946 – 2013

Ehrenbürgerinnen von Słubice

Die Stadt Słubice hat 10 Ehrenbürger und 3 Ehrenbürgerinnen. Neben Krystyna Moczydłowska sind dies seit 2001 Schwester Zofia Góras vom Orden Zgromadzenie Sióstr Miłosierdzia św. Wincentego a Paulo und seit 2008 Prof. Dr. Gesine Schwan, Präsidentin der Viadrina von 1999 – 2008 und ehemalige Koordinatorin der deutschen Bundesregierung für die grenznahe und zivilgesellschaftliche Zusammenarbeit mit Polen (2005 – 2009).

12 LUISE HOFFMANN
Ende 19. Jhd. – 20. Jhd.

Frauenwahlrecht

Vom Wahlrecht sind Frauen bis ins 20. Jahrhundert hinein weitgehend ausgeschlossen. Als Gegenargument wird etwa ihre vermeintliche Bestimmung für Haus- und Familienarbeit angeführt. Als erstes europäisches Land führt Finnland 1906 das Frauenwahlrecht ein. Deutschland und auch Polen folgen 1918. Erst seit 1971 dürfen Frauen in der Schweiz auf Bundesebene wählen. 1959 hatte eine Mehrheit der Männer dies bei einer Volksabstimmung noch abgelehnt. Der letzte Kanton führt das Frauenwahlrecht auf kantonaler Ebene erst 1990 ein.

13 MARIE PETERSEN
1816 – 1859

Frauen als Schriftstellerinnen

Die Literatur ist lange Zeit überwiegend männlich geprägt: Einerseits bleibt Frauen der Zugang zu höherer Bildung weitgehend verwehrt und andererseits gilt es als unüblich, dass eine Frau selbst veröffentlicht. Nicht selten schreiben Frauen bis ins 20. Jh. hinein daher unter männlichem Pseudonym – sei es selbst gewählt oder auf Drängen eines Verlegers. Ein berühmtes Beispiel sind etwa die drei Brontë-Schwestern, die unter den Pseudonymen Ellis (Emily), Acton (Anne) und Currer (Charlotte) Bell veröffentlichen.

14 ULRIKE VON KLEIST
1774 – 1849

Frauen als Bürgerinnen

Als die französische Schriftstellerin Olympe de Gouges während der Revolution 1789 feststellt, dass die „Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte“ sich nur auf männliche Bürger bezieht und Frauen ausschließt – sich die Menschenrechte also als Männerrechte entpuppen – verfasst sie 1791 die „Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin“. Ihre Forderung „Hat die Frau das Recht, das Schafott zu besteigen, so muss sie auch das Recht haben, die Tribüne zu besteigen!“ bezahlt sie auf der Guillotine mit dem Leben.