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8 ELFRIEDE SCHIRRMACHER

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FRAUEN

ELFRIEDE SCHIRRMACHER

1894 – 1978

 

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RETTERIN DER STADTARCHIVALIEN

Elfriede Schirrmacher erblickt 1894 in Kiel das Licht der Welt und lebt ab 1903 in Frankfurt an der Oder. 1916 tritt sie in die Stadtbücherei ein, nachdem sie sich auf eine Anzeige in der Frankfurter Oderzeitung für eine Tätigkeit in der Lesehalle beworben hatte. Da sie keine Berufsschule besuchen kann, bildet sie sich autodidaktisch weiter und lernt unter anderem Latein.

Ab 1923 betreut sie die Kleistbücherei der Kleistgesellschaft und ist ab 1940 verantwortlich für den Aufbau einer wissenschaftlich-heimatkundlichen Abteilung der Stadtbibliothek. Während des Zweiten Weltkrieges wird ein Großteil der Frankfurter Innenstadt und auch das Rathaus zerstört, in dem viele wertvolle Archivalien lagern. Elfriede Schirrmacher bemüht sich als eine der ersten um die Bergung der Archivalien aus den Trümmern. Wertvolle Dokumente liegen unter Bergen von Schutt und Asche des zerstörten Rathauses. In der allgemeinen Not holen Menschen das Papier körbeweise als Feuermaterial für ihre Öfen aus den Trümmern, was Elfriede Schirrmacher zu verhindern sucht. Kurz vor Kriegsende tritt Elfriede Schirrmacher in die NSDAP ein, über ihre Beweggründe dazu ist nichts bekannt. Nach dem Krieg verhindert dies zunächst ihre Anstellung beim Kulturamt. 1948 erfolgt ihre Rehabilitierung durch die Entnazifizierungskommission des Kreises Frankfurt (Oder), woraufhin sie als geeignet erachtet wird, um beim Kulturamt den Wiederaufbau des Stadtarchivs voranzutreiben.

Von 1948 bis 1976 arbeitet sie fortan als Stadtarchivarin. Die Reinigung der Archivalien ist sehr aufwendig, teils muss jedes einzelne Blatt vorsichtig von Schmutzschichten befreit werden. Die Frauen, die diese Arbeit erledigen, versucht Elfriede Schirrmacher aufzumuntern und ihnen die Wichtigkeit ihrer Arbeit vor Augen zu führen, die sie als ebenso notwendig erachtet wie die der Trümmerfrauen, die Stein für Stein aus den Trümmern bergen. Auch wenn vieles verloren bleibt, sichert Elfriede Schirrmacher so die Grundlage für das Weiterbestehen des Stadtarchivs. Später kommt zu ihrer Freude unverhofft ein Teil des verloren geglaubten Archivgutes nach Frankfurt zurück, welches in Polen gelagert worden war.

1953 wird die Kleistgedenkstätte im Stadtarchiv unter ihrer Leitung eröffnet und 13 Jahre später erhält Elfriede Schirrmacher den Titel der Stadtarchivdirektorin. Sie erlebt mehrere Umzüge des Stadtarchivs: zunächst von der Halben Stadt 14a in das Haus der Stadtbücherei und schließlich kurz vor ihrem Ruhestand in den heutigen Standort des Archivs in der Collegienstraße. Zeitgleich mit dem festlichen Einzug wird Elfriede Schirrmacher 1976 in den Ruhestand verabschiedet. Sie stirbt 1978 in Frankfurt (Oder).

Stadtarchiv, Collegienstrasse 8–9

Frauen in Führungspositionen In leitenden Funktionen sind Frauen in vielen Bereichen der Gesellschaft auch heute noch rar, das trifft neben hohen Positionen in Politik und Verwaltung insbesondere auch auf die Wirtschaft zu. So sind selbst im Jahr 2014 in den Aufsichtsräten der 160 börsennotierten Unternehmen nur 18,9 Prozent Frauen, in den Vorständen sind es gar nur 5,8 Prozent.