HELENE HANNEMANN
1908 – 1990
KURIERIN IM UNTERGRUND
Helene Strehl wird 1908 im heutigen Słubice, der ehemaligen Dammvorstadt von Frankfurt (Oder) geboren. Sie arbeitet in der Steingutfabrik Paetsch und lernt dort ihren späteren Ehemann Max Hannemann kennen. Weil Max sich 1930 an der Organisation eines Streiks beteiligt, wird er entlassen. Bald darauf wird auch Helene arbeitslos. Beide informieren sich über die Kommunistische Partei, nutzen deren Bildungsangebote und treten 1931 ein. Während ihr Mann zum Politischen Leiter gewählt wird, wird Helene Hannemann Frauenleiterin der Frankfurter KPD.
Als 1933 die NSDAP die Macht ergreift, wird die Ortsgruppe der KPD in eine Widerstandsorganisation umgewandelt und in die Illegalität geführt. Helene unterstützt ihren Mann beim Aufbau der Gruppe, die bis zu sechzig Personen umfasst. Sie spielt dabei eine wichtige Rolle: Als Kurierin hält sie die Verbindung zur Berliner Parteileitung aufrecht und nimmt bei geheimen Treffen in Fürstenwalde Flugblätter und Zeitungen entgegen. Auch zusammen verteilen Max und Helene Flugblätter, als Liebespaar durch den Kleistpark spazierend.
Als die Aktivitäten der Gruppe 1934 aufgedeckt werden, werden neun Genossen wegen Vorbereitung zum Hochverrat angeklagt, darunter auch Max und Helene Hannemann. Helene erhält eine einjährige Haftstrafe im Frauengefängnis Berlin-Barnimstraße. Max sitzt in mehreren Gefängnissen ein und wird schließlich in das KZ Sachsenhausen überführt. Da es schon vor der Verhaftung zu ehelichen Problemen gekommen war, lässt sich Helene Mitte der 1930er Jahre scheiden. Sie bleibt Max aber aufgrund der gemeinsamen politischen Überzeugung verbunden und hält den Kontakt bis ins Konzentrationslager. Vermutlich im Frühjahr 1945 wird Max Hannemann umgebracht. Nach dem Krieg engagiert sich Helene für den Neuaufbau der Stadt und übernimmt die Leitung des Konzerthauses Bellevue im Buschmühlenweg.
1946 heiratet sie den aus dem KZ zurückgekommenen Paul Papke und heißt von nun an Papke. Als Kreistagsabgeordnete in Fürstenwalde widmet sie sich besonders der Jugendarbeit. Zu DDR-Zeiten gibt es Anfeindungen unter den ehemaligen Widerstandskämpfer*innen. Mitglieder der Gruppe um Max und Helene Hannemann werden fälschlicherweise des Verrats bezichtigt und die Frankfurter SED beschließt, dass über die Gruppe nicht öffentlich gesprochen werden soll. Helene leistet hiergegen Widerstand und versucht aufzuklären. In späteren Jahren nutzt sie jede Gelegenheit, vor Jugendlichen über die Zeit des Widerstands zu berichten. Eine Aufarbeitung der Geschichte der Widerstandsgruppe erscheint erst 1995 – fünf Jahre nach Helenes Tod 1990. In der Nähe ihrer ehemaligen Wohnung in der Großen Scharrnstraße wird 2011 ein Stolperstein für Helene Hannemann verlegt.