ELSE NOACK
1913 – 2001
FRANKFURTS ERSTE OBERBÜRGERMEISTERIN
Else Noack wird 1913 in Züllichau, dem heutigen Sulechów in Polen, geboren. Sie entstammt einer Arbeiter*innenfamilie, absolviert die Volksschule und anschließend eine Lehre. Danach ist sie erst als Verkäuferin und später als Hausfrau tätig. 1945 tritt sie zunächst der KPD bei und wird 1946 Mitglied der SED.
Zwischen 1946 und 1955 bekleidet sie in Beeskow, Storkow, Finsterwalde und Angermünde verschiedene politische Ämter, unter anderem als Frauenreferentin in der Kreisverwaltung von Beeskow und als Kreisgeschäftsführerin der Konsumgenossenschaft in Storkow. 1955 wird sie zur ersten Oberbürgermeisterin der Stadt Frankfurt (Oder) gewählt und 1957 wiedergewählt. In ihre Amtszeit fallen einige Entwicklungen, die Frankfurt noch heute prägen, sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. Anders als heute ist das Amt durch weniger eigenen politischen Handlungsspielraum geprägt und eng in das Einparteiensystem der DDR eingebunden. Eines der ersten Ereignisse in ihrer Zeit als Oberbürgermeisterin ist 1955 die Eröffnung des Lichtspieltheaters der Jugend. 1958 geht die erste Produktionsstätte des Halbleiterwerkes Frankfurt (Oder) in Betrieb. In den technischen Berufen sind auch viele Frauen beschäftigt. Bis zur politischen Wende 1989 bleibt das Werk mit über 8.000 Mitarbeiter*innen einer der größten Arbeitgeber der Stadt und der Region.
In den 1950er Jahren findet ein Großteil des Wiederaufbaus des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Stadtzentrums statt, den Else Noack im Einklang mit Parteilinien entsprechend vorantreibt. Einerseits bleibt beim Neuaufbau der historische Stadtgrundriss überwiegend unberücksichtigt und noch erhaltene historische Substanz geht verloren. Auch Reste der historischen Stadtmauer werden abgerissen, obwohl sich Denkmalpfleger*innen dagegen aussprechen. Andererseits entsteht eine Vielzahl neuer Wohnungen, etwa in der Wollenweberstraße. Die Karl-Marx-Straße löst die Große Scharrnstraße als bisherige Hauptverkehrsstraße ab und wird zu einer Einkaufs- und Verkehrsstraße ausgebaut, die als typisches Beispiel des Städtebaus in der DDR gelten kann.
Nachdem Else Noack 1959 ein Fernstudium zur Diplom-Juristin beendet hat, wird sie 1960 als Oberbürgermeisterin abberufen und scheidet kurz darauf aus dem Rat der Stadt aus.
Nach ihrer aktiven Zeit in Frankfurt wird sie unter anderem gewähltes Mitglied des Rates des Bezirkes in Potsdam und arbeitet als Frau in leitender Funktion in der Frauenkommission der Bezirksleitung der SED mit. Hier nutzt Sie die Möglichkeit, Frauen dafür zu gewinnen, sich weiterzuqualifizieren und leitende Funktionen zu übernehmen und auch, um die Schwierigkeiten werktätiger Mütter in die Gremien zu tragen. 1959 wird sie mit der Verdienstmedaille der DDR ausgezeichnet. Else Noack stirbt 2001 in Frankfurt (Oder).