HEDWIG HAHN
1891 – 1980
ENGAGIERTE ÄRZTIN IN SCHWEREN ZEITEN
Im Jahr 1961 erscheint ein Artikel in der Zeitung „Neuer Tag“, in dem eine Ärztin aus Frankfurt (Oder) geehrt wird: „In den 41 Jahren ihrer Tätigkeit in Frankfurt (Oder) hat sie unzähligen Menschen die Schmerzen gelindert und ihnen die Gesundheit zurückgegeben. […] Sie hat in Frankfurts schwerster Zeit, als die Stadt 1945 durch den barbarischen Hitlerkrieg fast völlig zerstört war, ihre Patienten nie verlassen.“ (Verehrt und geachtet, Neuer Tag, 1961). Die Rede ist von der Ärztin Hedwig Hahn.
Sie kommt 1891 als Tochter von Eugen Trowitzsch, Besitzer der Königlichen Hofbuchdruckerei Trowitzsch & Sohn, in Frankfurt (Oder) zur Welt. 1914 macht sie ihr Abitur am Herder-Gymnasium in Berlin und entscheidet sich daraufhin für ein Medizinstudium in Halle (Saale), München und Würzburg. Damit ist sie eine der wenigen Studentinnen, die bereits kurz nach der Öffnung der Universitäten für Frauen Medizin studiert. 1919 promoviert sie zum Thema “Die Säuglingssterblichkeit in Würzburg 1905 bis 1914 nach den einzelnen Stadtteilen”.
Die nächsten zwei Jahre arbeitet sie zunächst als Assistentenärztin im Oderland-Krankenhaus in Frankfurt (Oder) und eröffnet im Jahr danach gemeinsam mit ihrem Mann Rudolf Hahn eine Praxis in der ehemaligen Trowitzsch-Villa, die heute als Villa Hahn bekannt ist. Zusätzlich widmet sie sich ehrenamtlich der Mütterberatung und Säuglingspflege und arbeitet als Lehrerin an der Berufs- und Frauenfachschule in Frankfurt (Oder).
Hedwig Hahn ist als praktizierende Ärztin Anfang der zwanziger Jahre eine große Ausnahme in einem mehrheitlich männlich dominierten Umfeld. Ihr ärztliches Engagement in der Nachkriegszeit ist für die Einwohner*innen Frankfurts von großer Bedeutung.
Im Frühjahr 1945 bleibt sie dort, wo sie am nötigsten gebraucht wird, bei ihren Patient*innen, und behandelt Schwerverletzte mit abgeschossenen Gliedern sowie Seuchenkranke, die auf Handkarren und auf Leiterwagen zum Ärzteehepaar gebracht werden.
Bis in die 1960er Jahre praktiziert Hedwig Hahn in der Villa Hahn und wohnt dort bis zu ihrem Tod 1980. Die Villa wird nach ihrem Tod zeitweilig für die Galerie Junge Kunst genutzt, bevor diese in ein eigenes Museum überführt wird. Durch die Benennung der Dr.-Hedwig-Hahn-Straße im Stadtteil West wird seit 2012 an ihre Person und ihre Leistungen erinnert.