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13 MARIE PETERSEN

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FRAUEN

MARIE PETERSEN

1816 – 1859

 

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MÄRCHENBUCHAUTORIN

„In frühester Jugend entwickelte sich bei dem sinnigen, reichbegabten Kinde das poetische Talent, das, genährt und gestärkt durch gründliche, gediegene Kenntnisse und durch eine ästhetische Bildung, in der Stille des Vaterhauses, beschienen von der Sonne häuslichen Friedens und warmer Familienliebe, mehr und mehr erblühte und später in ihren beiden reizenden Dichtungen so grell zutage trat.“ (Brümmer 1913)

Die Rede ist von Marie Petersen, einer Frau, die aufgrund einer Rückgratverkrümmung und ihrer labilen Gesundheit nur einmal im Leben ihre Heimatstadt Frankfurt (Oder) verlassen kann. Geboren am 31. Juli 1816 als älteste Tochter einer wohlhabenden Apothekerfamilie verbringt sie ihr Leben im Haus ihres Vaters, des Stadtrates und Frankfurter Ehrenbürgers Karl Petersen. Dessen zweite Frau Amalie hat sein Haus nach dem Verkauf der Apotheke „Zur goldenen Kugel“ zum, wie sie es nennt, „ersten musikalischen Haus Frankfurt Oders gemacht.“ Diese Umgebung fördert Maries Bildung und prägt ihr dichterisches Talent. Ihre einzige Reise unternimmt sie 1851 in den Harz. Von dort schickt sie einen Brief an einen Verwandten, in dem sie ihre Reiseeindrücke schildert. Dieser ist davon so begeistert, dass er Marie bittet, ihn zu veröffentlichen. Der königliche Hofbuchhändler Alexander Dunker verlegt den Brief daraufhin unter dem Titel „Prinzessin Ilse. Ein Märchen aus dem Harzgebirge“. Ebenfalls auf ihren Eindrücken von der Harzreise basierend, entsteht 1856 die Dichtung „Die Irrlichter. Ein Märchen, von der Verfasserin der Prinzessin Ilse“. Beide Werke sind mit jeweils über 40 Auflagen so erfolgreich, dass sie sowohl ins Englische als auch ins Französische übersetzt werden. Marie Petersen lebt zeitlebens sehr zurückgezogen und weigert sich auch, unter ihrem Namen zu veröffentlichen. Man vermutet gar bekannte Schriftsteller wie Heinrich Heine hinter ihren Märchen. Sie wird als sehr schüchterne, anspruchslose, liebevolle und bescheidene Person beschrieben. Wann genau bekannt wird, dass sie die Autorin der beliebten Märchen ist, ist in den Quellen umstritten – ob noch zu Lebzeiten oder erst später. So bleiben ihre Werke bis heute sehr viel bekannter als ihr Name. Im Alter von nur 43 Jahren stirbt sie 1859 an einer Lungenentzündung. Auch das Haus der Familie ist heute nicht mehr erhalten, es brennt noch im 19. Jhd. ab und wird nicht wieder aufgebaut. Der Standort der ehemaligen Bischofstraße 19 befindet sich zwischen der Stadtbibliothek und dem Bollfrashaus.

Frühere Apotheke „Zur Goldenen Kugel“, neben der Stadt- und Regionalbibliothek, Bischofstrasse 19

Illustration aus dem Buch „Prinzessin Ilse. Ein Märchen aus dem Harzgebirge“, Ausgabe aus dem Jahr 1857

Frauen als Schriftstellerinnen Die Literatur ist lange Zeit überwiegend männlich geprägt: Einerseits bleibt Frauen der Zugang zu höherer Bildung weitgehend verwehrt und andererseits gilt es als unüblich, dass eine Frau selbst veröffentlicht. Nicht selten schreiben Frauen bis ins 20. Jh. hinein daher unter männlichem Pseudonym – sei es selbst gewählt oder auf Drängen eines Verlegers. Ein berühmtes Beispiel sind etwa die drei Brontë-Schwestern, die unter den Pseudonymen Ellis (Emily), Acton (Anne) und Currer (Charlotte) Bell veröffentlichen.